Understanding Prejudice
Understanding Prejudice
Return Home

Reading Room

Exercises and Demonstrations
Multimedia Center
Teacher's Corner
Directory of Experts
Organizations
Links on Prejudice
About Us
Privacy Policy
Contact Us

Reading Room
Die Psychologie des Vorurteils: Ein Überblick

I. Vorurteil

Psychologisches Bulletin, 1925 Während des letzten Jahrhunderts reflektierte die Vorurteilsforschung ideologische Trends und teilte uns ebensoviel über die persönliche Voreingenommenheit der wissenschaftlichen Gemeinschaft wie über das Vorurteil selbst mit. John Duckitt (1992) zufolge trat psychologische Forschung über Vorurteile erstmals in den 1920er Jahren auf und basierte auf amerikanischen und europäischen Rassentheorien, die versuchten, die Überlegenheit der weißen Rasse nachzuweisen. Nachdem zum Beispiel 73 Studien über Rasse und Intelligenz analysiert worden waren, schlussfolgerte ein einflussreicher Artikel aus dem Psychologischen Bulletin von 1925, dass die "Studien zusammengenommen die mentale Überlegenheit der weißen Rasse erkennen zu lassen scheinen" (Garth, 1925, S. 359). Angesichts medizinischer, anthropologischer und psychologischer Studien, die den Anschein erweckten, die Überlegenheit der weißen Völker aufzuzeigen, wurden in der Sozialwissenschaft Vorurteile als eine natürliche Antwort auf "rückständige" Rassen angesehen.

Diese Sichtsweise veränderte sich in den 1930er und 1940er Jahren mit der Bürgerrechtsbewegung, erfolgreichem Aufbegehren gegen Kolonialismus und dem Aufstieg des Antisemitismus. Nach dem Holocaust entstanden Theorien, denen zufolge Vorurteile als pathologisch anzusehen waren, und mit deren Hilfe nach Persönlichkeitssyndromen gesucht wurde, die mit Rassismus, Antisemitismus und anderen Formen von Vorurteilen in Verbindung gebracht werden konnten. Einer der prominentesten Theoretiker auf diesem Gebiet war Theodor Adorno, der aus Nazi-Deutschland geflohen war und schlussfolgerte, dass der Schlüssel zur Vorurteilsbildung in einer, wie er es nannte, "autoritären Persönlichkeit" liege. In ihrem Buch Die Autoritäre Persönlichkeit, beschrieben Adorno und seine Koautoren (1950) Autoritäre als rigide Denker, die der Autorität gehorchten, die Welt in Schwarz und Weiß betrachteten und die strikte Einhaltung sozialer Regeln und Hierarchien durchsetzten. Den Autoren zufolge neigten autoritäre Menschen eher als andere dazu, gegenüber Gruppen mit niedrigem Status Vorurteile zu hegen.

Später wurde Adornos Arbeit kritisiert und darauf aufmerksam gemacht, dass die autoritäre Einstellung nicht richtig gemessen wurde, dass sie keine kulturellen und regionalen Unterschiede bei Vorurteilen berücksichtigte und dass den psychoanalytischen Annahmen der Theorie die wissenschaftlich fundierte Unterstützung fehlte. (Altemeyer, 1981; Martin, 2001; Pettigrew, 1958). Jedoch hatten Adorno und seine Forschungsgruppe in mindestens drei Aspekten Recht. Erstens korreliert eine politisch konservative Form von Autoritarismus, bekannt als "rechtsgerichteter Autoritarismus", tatsächlich mit Vorurteilen. Sorgfältig entworfene Studien aus Süd-Afrika, Russland, Kanada, den U.S.A. und aus anderen Ländern fanden, dass rechtsgerichteter Autoritarismus mit einer Vielfalt an Vorurteilen zusammenhängt (Altemeyer, 1996; Duckitt & Farre, 1994; McFarland, Ageyev, & Abalakina, 1993). Zweitens neigen Menschen, welche die soziale Welt hierarchisch betrachten, mehr als andere dazu, an Vorurteilen gegenüber niedrig statuierten Gruppen festzuhalten. Das gilt besonders für Menschen, die möchten, dass ihre eigene Gruppe andere Gruppen dominiert und ihnen überlegen ist -- ein charakteristisches Merkmal, das als "soziale Dominanz-Orientierung" bekannt ist (Pratto, Sidanius, Stallworth, & Malle, 1994). Soziale Dominanz-Orientierung korreliert tendenziell sogar enger mit Vorurteilen als rechtsgerichteter Autoritarismus. Studien haben Vorurteile auch mit anti-schwarzen und antiarabischen Vorurteilen, Sexismus, Nationalismus, Widerstand gegen Rechte für Homosexuelle und anderen, soziale Hierarchien betreffende, Einstellungen in Verbindung gebracht (Altemeyer, 1998; Sidanius, Levin, Liu, & Pratto, 2000; Sidanius & Pratto, 1999). Letztlich hatten Adorno und seine Koautoren insofern Recht, dass sie auf das rigide, kategorische Denken als zentralen Bestandteil von Vorurteilen hinwiesen.


Vorige Seite
Seite 3 von 27
Nächste Seite